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Der Sandkasten für Spieleabende


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Im Jahr 1715 …

Land in Sicht!

100 Jahre bevor die Napoleonischen Kriege endeten, begann ein ehrgeiziger Wettlauf zwischen den europäischen Nationen um die Eroberung der „Neuen Welt“: Kühne Kommandeure landeten an der nordamerikanischen Küste um die Vorherrschaft zu sichern und Ruhm und Ehre zu erlangen. Doch jenseits des Atlantiks stehen neue Herausforderungen und Gegner zwischen dem Misserfolg der Expedition und der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von Amerika …

am1715_titelNach etlichen Verschiebungen und Versprechungen erreichten die europäischen Schiffe gestern Abend nun endlich die andere Seite des Atlantiks und die Generäle betraten das erste Mal die Neue Welt – und brachten auch gleich ihre Armeen mit! Amerika 1715 hat es nach einiger Entwicklungszeit vom Konzept- auf den Spieltisch gebracht und bringt die 1815-Regeln nicht nur auf eine neue Karte, sondern erweitert das Basisspiel um einige kleine Sonderregeln (Stichwort: Indianerfraktion!) und einige größere Spielelemente (Stichwort: Loyalität!). So ist es nun möglich, dass man als Europäer ganz normal wie bei 1815 spielt – oder sein Glück als Anführer eines größeren Indianerstammes versucht um die Vorherrschaft gegenüber den Kolonisten zu sichern. Dazu muss man auf einige Spielelemente verzichten (rare Artillerie!), hat aber auch neue Möglichkeiten um die anderen Spieler zu nerven: Späherangriffe, Indianeraufstand, Indianerstämme verstärken usw.

An der langen Leine …

Und dank ein paar Würfeln und einer Loyalitäts-Übersicht ändert sich auch die Rolle des Spielers gegenüber 1815: Während man nach den Napoleonischen Kriegen ganz nach Lust und Laune sein eigenes Schicksal in der Hand hält, sind die Vorfahren im Jahr 1715 noch keine Anführer von Nationen, sondern dem eigenen Heimatland unterstellt. Und wie das oft ist, wissen die Damen und Herren auf dem Thron meist alles besser und singen das Lied von den vielen Köchen und dem Brei. So steht man vor der Wahl:

Ist man seinem Heimatland trotzdem loyal und erhält dafür Unterstützung bei seiner Misssion in der Neuen Welt?
Oder schert man sich nicht um die Bürokratie und genießt die ersten Anzeichen von Unabhängigkeit – zumindest bis das Heimatland stinkig mit eigenen Truppen reagiert?

LoyalitätDiese Frage muss sich übrigens auch der Anführer der Indianer stellen, denn seine Loyalität bezieht sich nicht auf ein ominöses Heimatland, sondern sein Ansehen und Respekt in der Indianerwelt. So haben alle was vom neuen Loyalitäts-System – und können folglich auch alle drüber fluchen …

(N)Ever change a running system?

Je mehr man in der Spielebastelei drinsteckt, desto tiefer verschwindet man in der eigenen Ideenlandschaft und kann sich dort herrlich verirren. Am Schluss hat man dann ein neues Regelgebilde auf die Beine gestellt, dass unter seiner Komplexität sofort wieder einzustürzen droht und verbringt dann mehr Zeit mit der „Entschlackung“ der neuen Inhalte als mit deren „Entwicklung“, weil man die Regeln auch selbst am nächsten Tag noch nachvollziehen will. Und genauso erging es mir mit dem neuen Loyalitäts-System: Während ich im Basteln der Graphen und Karten schon etwas Übung habe, ist das Herumdoktern an einem fertigen Spielprinzip ein heißes Eisen. Und erfordert nicht nur Mut zu neuen Dingen, sondern auch die Einsicht es nicht zu übertreiben und sich selbst auszubremsen, wenn einem die Ideen durchgehen.

Umso mehr freut man sich natürlich, wenn die geplanten Konzepte dann auch in einem schönen Spieleabend fruchten. Fast alle neuen Sachen haben so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt habe, und geben dem Spielgefühl eine sehr geile Dynamik: Die Karte stellt einen mit den unabhängigen Regionen vor neue Herausforderungen und Möglichkeiten, die Indianerfraktion hat trotz der raren Artillerie ordentlich ausgeteilt und die Loyalität sorgt nicht nur für Stirnfalten „was das Heimatland jetzt schon wieder will“, sondern vorallem für viel Lacher und Spannung, falls es jemand mit der Loyalität nicht so ernst nimmt. Kurz zusammengefasst: Zu dritt funktioniert Amerika 1715 sehr gut – obwohl es natürlich noch kleine Anpassungen geben wird, war ja erst das erste Spiel – und macht Lust auf neue Spieleabende. Ich persönlich finde die Abwechslung zur Europa-Karte besonders erfrischend und kanns eigentlich gar nicht erwarten bis es in die nächste Runde geht.

am1715_sp1_242 Länder: 9 Territorien und 9 unabhängige Regionen – die Neue Welt!

Hauptstadt der USA irgendwo in Georgia …

Gratulation übrigens nochmal an Eric, der in der letzten Runde nochmal richtig ausgeteilt hat und dadurch das Spiel knapp, aber verdient von den Eastern States aus gewann. Während gleichzeitig unser Indianerhäuptling von den Great Plains aus kontinuierlich nach Osten zog – aber dabei mehr mit seiner Gesundheit zu kämpfen hatte, hoffentlich gehts dir wieder besser, Max! – blieb mir nur der Angriff als beste Verteidigung, so dass ich wenigstens beide (!) fremde Hauptstädte plündern und brandschatzen konnte. The North remembers! ^^

am1715_sp1_1Wo sind denn die Hauptstadt-Festungen von Blau und Grün hin? :)

Ich werde die nächsten Tage (und Wochen) die 1715-Regeln online stellen und bei der Gelegenheit auch weiter an den bisherigen Baustellen schrauben. Admirals- und Blut&Eisen-Erweiterung sind ja auch noch nicht online und die Tipps&Tricks warten auch noch. Und ich hatte ja auch noch mal was von Szenarios geschrieben. Und ganz ehrlich: Da geistern mir auch schon wieder viele tolle Ideen durch den Kopf … aber erst mal das bisherige „Material“ testen und schauen, wohin das führt. Bei mir auf jeden Fall zu sehr viel Selbstzufriedenheit.

Mat_1815_General_schwarz